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Anna-Siemsen-Berufskolleg
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Dosenwerfen gegen Diskriminierung

Westfalenblatt

Von Moritz Winde

Herford (HK). Demütigungen erlebt Zehra Dogan häufiger. »Es sind vor allem herabwürdigende Blicke«, sagt die 17-jährige Schülerin des Anna-Siemsen-Kollegs. Die junge Frau erzählt, dass sie von einigen Menschen im Alltag komisch angeschaut werde, nur weil sie ein Kopftuch trage. Doch die Halbtürkin steht zu ihrem Glauben. Gegen die latenten Erniedrigungen hat die angehende Erzieherin ein probates Mittel gefunden. »Ich lächle sie einfach weg und lasse mich davon nicht runterziehen.« Zehra Dogan war es ein großes Anliegen, sich am internationalen Tag gegen Rassismus zu beteiligen. »Ich will mich für eine offene Gesellschaft einsetzen, in der jeder so sein kann, wie er will«, sagt die Schülersprecherin.

Neben dem ASB zeigten gestern die drei Gymnasien, die Barlach- sowie die Scholl-Realschule und die Gesamtschule Friedenstal Flagge auf dem Alten Markt. Sie alle tragen das Siegel »Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage«. »In Herford leben mehr als 100 Nationen. Wir wollen eine Stadt sein, in der Rassismus keine Chance hat und die im Zeichen von Toleranz und Vielfalt steht«, sagt Mitorganisatorin Jeannette Bieber (16) vom RGH. Den etwa 40 Jugendlichen war es ein Anliegen aufzuklären und mit Passanten ins Gespräch zu kommen. Am ASB-Stand konnte man beim Dosenwerfen menschenverachtende Einstellungen wie Diskriminierung, Homophobie, Hass, Salafismus und Co. mit einem Ball zu Fall bringen. KMG-Gymnasiasten machten in der Fußgängerzone den Faktencheck und fragten: »Wie viele Flüchtlinge nahm Deutschland 2016 auf?« Antwort: 305 000! »Viele waren der Meinung, es seien deutlich mehr gewesen«, sagt Thomas Koch (15).

»Wir sind die Welt« stand auf einem bunten Transparent. Egal ob Kopftuch oder Glatze, Schwarz oder Weiß: Die Grundrechte gelten für alle. Wer diese noch einmal nachlesen wollte, durfte sich ein Grundgesetz mitnehmen. Die verteilten die Schüler in deutscher und arabischer Sprache.

"Unser tägliches Zusammenleben hat Risse bekommen"


"Unser tägliches Zusammenleben hat Risse bekommen", sagte AWO-Kollegiatin Jeanette Sommer. "Werte wie Freiheit, Gleichheit und Toleranz werden zurückgedrängt. Fremdenfeindlichkeit und Rassismus haben zugenommen. Wir begrüßen Leute, die Hilfe brauchen mit offenen Armen. Das verstehen viele nicht und das ist traurig." Sie forderte auf, zu helfen oder Hilfe zu holen, wenn Menschen rassistisch beleidigt oder bedroht werden.


In einem Aktionsnachmittag unter dem Titel "Vielfalt verbindet" machten Schüler und Lehrer von sieben anderen Herforder Schulen, die im Projekt "Schule ohne Rassismus - Schule mit Courage" vernetzt sind, auf dem Alten Markt fantasievoll auf Fakten und Vorurteile aufmerksam. Viele Menschen sind sich eigener, unterschwelliger rassistischer Einstellungen gar nicht bewusst. Schülervertretungen und Arbeitsgemeinschaften hatten, unterstützt von der "Mobilen Beratung gegen Rechtsextremismus", die Aktion organisiert.


Schülerinnen und Schüler des Königin-Mathilde-Gymnasiums gingen durch die Fußgängerzone zum "Faktencheck". "Wie viele Flüchtlinge hat Deutschland 2016 aufgenommen?", fragten sie Passanten. Geschätzt wurde oft um eine Million - tatsächlich waren es 305.000 Menschen. "Welches Land hat in Europa die meisten Flüchtlinge aufgenommen?" Ungarn hat drei Mal mehr aufgenommen als Deutschland. Darüber kam man wie gewollt ins Gespräch. Das Anna-Siemsen-Berufskolleg und das Friedrichs-Gymnasium boten das Werfen auf Dosen an, die Begriffe der Intoleranz wie Faschismus, Homophobie, Sexismus, Rassismus, Salafismus, Ausgrenzung und Fremdenfeindlichkeit trugen. Am Ravensberger Gymnasium hatten die Schüler Muffins gebacken, in die mit Zahnstochern Fähnchen mit Statements wie "Rassismus ist keine Meinung, sondern ein Verbrechen" und "Frieden ist, wenn die Religion egal ist" trugen. Friedenstaler Gesamtschüler hatten eine Weltkarte künstlerisch gestaltet mit Motiven, die Schülern zum Thema Rassismus eingefallen sind. Das Gespräch mit Passanten suchten auch auch Schüler der Geschwister-Scholl- und der Ernst-Barlach-Schule.


Jeanette Bieber ist stellvertretende Bezirksschülersprecherin. "Wir streben an, dass Herford den Titel ,Stadt ohne Rassismus? im Zeichen von Toleranz und Vielfalt bekommt", sagt sie. Bürgermeister Tim Kähler freute sich über die politisch aktiven jungen Menschen und konnte Fakten beisteuern wie die Zahl der Nationen, aus denen Herforder stammen. Es sind 105. Kähler: "Wir sind schon multikulti."

 

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