Modisches Tänzchen
Neue Westfälische
Berufsschüler zeigten von der Renaissance inspirierte Abendmode
Von Henrike Hohmeyer
Kreis Herford. "Graf Simon bittet zum Tanz" - unter diesem Arbeitstitel haben die Bekleidungstechnischen Assistenten (BTA) des Anna-Siemsen-Berufskollegs zu Nadel und Faden gegriffen und moderne Abendkleider mit Stilelementen der Renaissance gestaltet. Gestern präsentierten sie die Roben der Schulleitung, ihren Lehrern und Mitschülern.
Zu mittelalterlichen Klängen beschritten 17 Schülerinnen und ein Schüler in Zweierreihen den Klassenraum. Sie grüßten höflich und knicksten formvollendet. Nach diesem kleinen Tänzchen ordnete Jasmin Pilgrim die Renaissance kurz geschichtlich ein, bevor Imke Stuckmann das Augenmerk auf die Besonderheiten der damaligen Mode legte: Eckige Ausschnitte, eine enge Taille, Schlitze und der sogenannte Mühlsteinkragen prägten den damaligen Stil der Damenwelt. Männer hüllten sich gerne in Schauben, weite, oft glockige, vorn offene, ungegürtete Überröcke. An den Beinen trugen sie Pluder- und Strumpfhosen. Als besonders edel galt die Farbe Schwarz. Beliebte Stoffe waren Samt, Brokat und Spitze.
Als die jungen Designer anschließend ihre Abendkleider, die sie sich auf den Leib geschneidert hatten, einzeln auf der Bühne vorstellten, waren viele dieser Elemente erkennbar. "Mein Kleid musste auf jeden Fall schwarz sein. Früher konnten sich nur Reiche diese Farbe leisten, da sie sehr aufwendig zu färben war", sagte Frank Peters. Er hat sich außerdem von dem Mühlsteinkragen inspirieren lassen, diesen jedoch vertikal statt horizontal am Kleid angearbeitet, das eine Mitschülerin für ihn trug.
Auch Muriel Vogts gestaltete ihr Kleid in Schwarz. Sie legte das Hauptaugenmerk jedoch auf Taille und Hüfte: "Ich finde es verrückt, wie sehr eine schlanke Mitte und breite Beckenknochen damals die Partnerwahl beeinflusst haben. Das habe ich in meinem Kleid aufgegriffen und ins Extrem getrieben."
Der gestrigen Präsentation ging eine dreiwöchige Arbeitszeit voraus. Im Unterricht wurde das Thema Renaissance in den Bereichen Gesellschaft und Mode vertieft. Die BTA besuchten das Renaissanceschloss Brake in Lemgo, in dem während dieser Epoche Graf Simon Hof hielt - dort entstand auch der Titel der Projektarbeit.
Auch die angehenden Friseure beschäftigen sich am Anna-Siemsen-Berufskolleg traditionell mit einer historischen Epoche. Sie befassten sich mit den Frisuren und dem Make-up der Renaissance. Prägend war hier vor allem der nobel-blasse Teint sowie tiefrote Lippen und jede Menge Rouge. Während die die BTA ihre Abendkleider auf der Bühne präsentierten, stellten die angehenden Friseure ihre Entwürfe in Form von Kreidezeichnungen vor, die sie auf die Kleider der BTA abgestimmt hatten.